Hochtourengruppe: Unterwegs im Wallis - unter 4000-ern

Um es Vorweg zu nehmen, den Viertausender sind wir uns schuldig geblieben. Das Wetter hatte mit uns anderes vor. Aber von Anfang an. Morgens früh um sechs war Treffpunkt an der "Blauen Lagune" in Bondorf. Mit von der Partie waren sieben Alpinisten. Ziel war für den ersten Tag die Turtmannhütte im Schweizer Wallis. Die Anfahrt via Autoverlad gestaltete sich glücklicherweise staufrei und so konnten wir bereits früher als geplant den schönen Hüttenaufstieg angehen. Vorbei am Stausee und über den „Steinmännlesweg“ hatten wir schnell die nötigen Höhenmeter überwunden und konnten uns am verdienten Hüttenbier laben. Zwischen Hüttenbier und Abendessen gab es noch eine Lehreinheit Spaltenbergung zur Auffrischung für alle.

Am nächsten Morgen war das Frühstück für 3 Uhr geplant. Allerdings machte uns das Hüttenteam einen kleinen aber wesentlichen Strich durch die Planung. Frühstück um 5 Uhr hieß es. Nicht früher! Schade, so wird die Tour noch eine regelrechte Plaisiertour! Aber was wir nicht ändern können müssen wir wohl so hinnehmen. Also Frühstück um 5 Uhr, Abmarsch um 6 Uhr! So ging es pünktlich um 6 Uhr in Richtung Gässi, einem Schuttcouloir, das teilweise mit Seilen versichert, schnell und sicher überwunden werden konnte. Einige Zeit später erreichten wir den Turtmanngletscher und richteten uns für die Gletscherbegehung. Die Schneeoberfläche des Gletschers war weitestgehend geschlossen und nur wenige Spalten begleiteten uns. Spaltenstürze blieben ganz aus. Nachdem wir den flachen Gletscherteil hinter uns gelassen hatten steilte unser Anstieg auf teilweise bis zu ca. 35-40 Grad auf. Anstrengend ging es bergan. Die letzten 150 Höhenmeter erledigten wir im Schutt, ohne Eis und Schnee unter den Steigeisen. Glücklich erreichten wir den Gipfel und konnten dank des guten Wetters eine herrliche Rundumsicht auf Monte Rosa, Dom, Täschhorn und Matterhorn genießen. Über uns thronte das gewaltige Weißhorn mit seinem beeindruckenden Nordgrat. Der Abstieg gestaltete sich in den steilen Eispassagen spannend aber unkritisch. Am Abend hatten sich alle ihr Abendessen mehr als verdient und die Hüttenruhe um 22 Uhr einzuhalten war für keinen der Gruppe ein Problem.

Der nächste Morgen begrüßte uns feuchtfröhlich mit Bindfäden die vom Himmel fielen. Geplant hatten wir für diesen Tag die Besteigung des Bishorn. Unter diesen Wetterbedingungen war an diese große Bergfahrt aber nicht zu denken. So nahmen wir um 5 Uhr das erste und um 7 Uhr das zweite Frühstück, um uns dann schnell wieder in unsere Betten zu legen. Das war zwar nicht das was wir uns vorgestellt hatten, aber eine bequeme Alternative für diesen Regentag. Um kurz vor 10 Uhr hörte der Regen auf und die Frage war was wir mit dem angebrochenen Tag anfangen sollten. Den ganzen Tag auf der Hütte rum zu sitzen kam bei einem Bierpreis von 6 Euro je Bier nicht in Frage! Ein kurzer Blick auf das vorhandene Kartenmaterial lies schnell ein lohnendes Ziel erkennen. Das Barrhorn ist einer der höchsten Wandergipfel der Alpen. Womit wir wenigstens ein Superlativ abhaken konnten. Der Tatendrang innerhalb der Gruppe war groß. So verwunderte es nicht, dass nur wenige Minuten nach Ausrufen des neuen Ziels alle abmarschbereit vor der Hütte standen. Der Weg führte uns abermals durch das bereits bekannte Gässi und weiter über Schutthalden und Felsrippen. Die umliegende Bergwelt blieb meist in Wolken und Nebel gehüllt. Das erste Ziel, das Schöllijoch war nach wenigen Stunden bergauf Wandern erreicht. Hier beeindruckte der Steig der von der Topali-Hütte herauf führt. Wir sahen zwar nur die letzten Ausstiegsmeter, konnten uns aber aufgrund der Steile der Felsstufe gut vorstellen wie steil und ausgesetzt der Steig in der Wandmitte sein musste. Die am Schölli-Joch deponierten Rettungsgeräte der Bergwacht lassen auf häufige Einsätze der Retter schliessen. Von hier aus waren es nur noch wenige hundert Höhenmeter zum Gipfel des Barrhorn. Die zwar steil aber unspektakulär verliefen. Die Aussicht vom Vortag wurde uns leider aufgrund des schlechten Wetters nicht mehr gewährt. Wir hielten eine kurze Gipfelrast und machten uns dann im beginnenden Regen auf den Heimweg zur Hütte. Der Regen sollte den restlichen Tag unser Begleiter werden. So kamen wir 2,5 h später bis auf die Knochen durchnässt auf der Hütte an. Dennoch waren wir froh noch etwas aus dem Tag gemacht zu haben. Und immerhin sind wir die letzte Stunde nass geworden, das ist angenehmer als die erste Stunde des Tages nass zu werden. Wir entledigten uns der nassen Klamotten und waren gerade noch rechtzeitig zum Abendessen fertig.

Am späteren Abend wurde die gesamte Hütte auf die Terrasse geladen. Es war der 1. August, der Jahrestag des Rütlischwurs und damit Schweizer Nationalfeiertag. Zur Feier des Tages gab es Glühwein und ein kleines Feuerwerk. Der Jüngste des Hüttenteams (ca. 11 Jahre) hielt eine kleine Ansprache in der er mit fester Stimme und stolzgeschwellter Brust, auf breitestem Schwizerdütsch die Vorzüge seines Heimatlandes hervorhob und lobte.

Der nächste Morgen begrüsste uns mit blauem Himmel. Frühstück um 7 Uhr reichte aus um danach gemütlich den Abstieg zu den Autos und alsdann den Heimweg anzutreten. Die Heimfahrt verlief wiederum problem- und staufrei. Alle waren froh ein schönes Wochenende in den Walliser Alpen verbracht zu haben.