Mountainbike: Erfolgreiche Alpenüberquerung vom 18. bis 25. Juli 2015

Pünktlich um 6:20 Uhr bog der DAV-Bus am Samstagmorgen in Ostfildern um die Ecke, um die letzten beiden Teilnehmer aufzunehmen. Dann ging’s direkt nach Garmisch, wo unser Alpencross starten sollte. Zunächst gab’s noch ein kleines Frühstück in der leider ziemlich ausverkauften Hoby’s Backstube. Gegen 10.45 Uhr ging’s dann aber endlich los. Der zunächst ebene Weg stieg zum Eibsee hin mehr und mehr an; auch nach dem See blieb es steil. Irgendwann war aber die Hochtörlehütte auf 1.500 m erreicht und der Downhill nach Ehrwald konnte beginnen. Das drohende Gewitter verzog sich, so dass wir nach kurzem Stop in Ehrwald zum Fernpass weiterfahren konnten. Auch dieser Anstieg war bald geschafft. Auf der alten Römerstraße und verschiedenen Waldwegen ging’s dann nach Imst hinunter, wo wir im Gasthof Eggerbräu unser erstes Quartier bezogen. Am Ende standen 63 km und 1.400 hm auf den Navigationsgeräten.

 

Der zweite Tag begann mit strahlendem Wetter. Zunächst konnten wir bis zum Inn noch gemütlich bergab fahren. Der Innradweg bis Landeck diente dann zum Einrollen. In Landeck waren dann allerdings Höhenmeter angesagt; die Straße nach Tobadill war steil und anstrengend. Über einen interessanten Trail gelangten wir danach nach See im Paznauntal. Dort wartete der sogenannte Talweg auf uns – eigentlich kein Talweg sondern ein übles Auf und Ab, das einige von uns schier verzweifeln ließ. Irgendwann hatten wir aber Ischgl erreicht, wo ein Super-Hotel auf die müden Biker wartete. Am heutigen Tag hatten wir 58 km und 1.400 Höhenmeter in den Beinen.

 

Am Montag stand dann das erste Highlight unserer Tour an – die Auffahrt und vor allem die Abfahrt vom Fimbapass. Von Ischgl (1.400 m) ging’s praktisch ohne große Erholungspausen auf 2.600 m hoch. Vor allem die ersten 300 Höhenmeter waren extrem steil. Obwohl wir alle die Ischgler Gästekarte hatten und diesen Teil hätten kostenlos mit der Seilbahn zurücklegen können, wollte sich keiner diese Blöße geben. In der Heidelberger Hütte gab’s noch eine kurze Trinkpause, bevor die letzten 350 Höhenmeter zum Pass geschoben werden mussten. Überholt wurden wir noch von 2 durchaus attraktiven Bikerinnen, eingehüllt in einer Wolke Chanel Nr 5,– wow! Nach dem Ausschnaufen auf der Passhöhe (2.609 m) stürzten wir uns in die Abfahrt. Der obere Teil war sehr anspruchsvoll und lag wohl im Bereich S2/S3.

 

Wir mussten feststellen, dass diese Abfahrt noch anstrengender war als die Auffahrt – aber auch sensationellen Spaß brachte. Nach der Behelfsbrücke über den Bach ließen die Schwierigkeiten nach. Es musste dann noch schnell ein platter Reifen geflickt werden, ehe wir in einem Wirtshaus oberhalb von Val Sinestra einkehrten. Die mit Blumen und Wiesenkräutern verzierten Speisen und Getränke erinnerten ein bisschen an eine Gourmetküche - die Preise allerdings auch. Aber wann und wo bekommt man schon einen selbst gemachten Fichtennadelsirup zu trinken, der auch noch hervorragend schmeckt? Danach ging’s auf weiteren Trails und zwei abenteuerlichen Hängebrücken durchs Val Sinestra, am Kurhaus vorbei nach Scuols hinunter. Der Tacho stand schließlich bei 38 km und 1.600 hm.

 

Der Dienstag sollte das landschaftliche Highlight der Tour bringen – die Fahrt durch den Schweizer Nationalpark zur Villa Valania. Der Wetterbericht hatte  - wie eigentlich für alle Tage – lokale Gewitter in den Nachmittagsstunden angesagt. So starteten wir in Scuols, überquerten den Inn und fanden uns auf der Straße nach S-Charl wieder. In angenehmer Steigung zogen sich die Serpentinen, so dass wir bald den Ort erreichten. Nach einer kurzen Pause ging’s weiter zum Pass Costainas (2.251 m), der komplett gefahren werden konnte. Dort wurde der Alpenhauptkamm überschritten, anschließend fuhren wir ins Münstertal hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch zum Döss Radond (2.234 m). In der nachmittäglichen Hitze war dieser Anstieg hammerhart und brachte uns teilweise an unsere Grenzen.

 

Doch irgendwann waren alle oben und die Weiterfahrt durchs Val Mora konnte beginnen. Zunächst auf Schotter- und Graswegen, später auf einem leichten Singletrail ging’s in herrlicher Landschaft abwärts, bis irgendwann am Passo Val Mora die italienische Grenze erreicht war.

Der Weiterweg entlang der Stauseen bis zu unserer Unterkunft im Gasthaus „Villa Valania“ war dann nicht mehr weit. Die an diesem Tag gefahrenen 1.950 Höhenmeter und 63 Kilometer hatten dann auch ihren Tribut gefordert. Die verbrauchten Kalorien konnten allerdings durch ein sehr reichhaltiges Essen ausgeglichen werden, so dass einer guten Regeneration nichts im Wege stand.

 

Am Mittwoch stand mit der Überfahrt des Gaviapasses (2.618 m) der höchste Punkt der Tour an. Zunächst ging es ein paar Serpentinen auf der Straße hinunter, bevor sich ein interessanter Singletrail anbot, über den wir den Talboden erreichten. Der Radweg nach Bormio war dann schnell gefunden. Auch in Bormio verzichteten wir auf die  Seilbahn und steuerten gleich Santa Caterina an. Nach einigen Kilometern auf der verkehrsreichen Straße bogen wir auf einen Waldweg ab und erreichten den Ort verkehrsfrei. Allerdings hat dieser Weg aufgrund seiner Steilheit auch ein paar Körner gekostet. In Santa Caterina wurde nach einer kurzen Pause (wo 6,50 € für ein Radler bezahlt werden mussten) der Anstieg zum Gaviapass in Angriff genommen. Auch diese Straße verfügt über eine sehr angenehme Steigung, außerdem war dort nur wenig Verkehr. Kurz vor der Passhöhe erreichte uns Sabine mit dem Bus, so dass wir nochmals Getränke nachfüllen konnten.

 

Kurz nach Mittag haben wir dann die Passhöhe und damit den höchsten Punkt unserer Tour erreicht. Leider hatte die Bedienung im Refugio Bonetta keine Lust, so dass wir auf Speis und Trank verzichten und gleich die Abfahrt in Angriff nehmen mussten. Auch eine Asphaltabfahrt kann Spaß machen – besonders wenn praktisch kein Verkehr ist. Die Umfahrung des Tunnels auf einem Felsband am Abgrund entlang war auch noch ganz nett.

 

Weiter unten versuche ein Wohnmobilfahrer, mit seinem Gefährt die sehr schmale Straße hochzufahren – was natürlich schon beim ersten Gegenverkehr gründlich misslingen sollte. Über einen Trail erreichten wir Pezzo, leider konnten wir hier keine Unterkunft buchen, von dort fuhren wir weiter bis zu unserem Quartier in Ponte di Legno. Hier waren am Ende des Tages 59 Kilometer und 1.650 Höhenmeter zu notieren.

 

Der Donnerstag brachte mit der Montozzoscharte ein weiteres Highlight, aber mit 2.000 Höhenmetern auch den härtesten Tag der Tour. Zunächst brachte Sabine uns mit dem Bus wieder zurück nach Pezzo. Von dort ging es über steile Schotterwege zunächst zum Rifugio Bozzi und anschließend zur Scharte hoch (2.613 m). Nach einer kurzen Pause stürzten wir uns in die Abfahrt. Sie war wesentlich flüssiger zu fahren als der obere Teil am Fimbapass, hatte allerdings auch einige tückische und ausgesetzte Stellen zu bieten. Bis zum Lago di Plan Palü war das wohl die schönste Abfahrt unserer Tour.

 

Von dort wurde es zunähst einfacher; es ging auf Radwegen ins Val die Sole und dort weiter bis Dimaro. Auf den darauf folgenden 900-m-Aufstieg nach Madonna di Campiglio hätten wir alle gut verzichten können, aber er gehört halt auch dazu. Auf jeden Fall erreichten wir unser Hotel in Madonna mit erschöpften, aber sehr zufriedenen Gesichtern. Bei 61 Kilometern und 2.000 Höhenmetern war das auch durchaus berechtigt.

 

Der letzte Tag, der uns zum Gardasee bringen sollte, begann mit etwas ganz Fremdem: Regen!  Also rein in die Regenklamotten und los geht’s. Nach 10 Minuten war aber alles schon wieder vorbei; beim Wasserfall zogen wir die Regensachen wieder aus. Danach kam der einzige echte Anstieg, der uns zum Bärenpass führen sollte. Vor allem der Schlussanstieg hatte es in sich. Der Name kommt übrigens nicht von ungefähr; in der Brenta sind Bären wieder ziemlich verbreitet. Mit dem Bärenpass war der höchste Punkt des Tages erreicht. Es ging über Schotterwege zum Rifugio Ghedina, wo wir uns erst einmal stärken mussten. Danach weiter runter bis nach Stenico und der Sarca entlang in die Ebene. Je weiter wir hinunter kamen, desto stärker stiegen die Temperaturen an. Im Tal hatte es dann 35°C, was auf den Asphaltwegen dann doch recht unangenehm war. Der meist leicht abfallende Radweg war jedoch unproblematisch und führte uns schließlich nach Torbole am nördlichen Ufer des Gardasees. Damit war dann auch das Ende der Tour erreicht; auf der Sarca-Brücke an der Mündung wurden nach 76 Kilometern und 900 Höhenmetern die Abschlussbilder geschossen.

 

Insgesamt hatten wir 7 äußerst erlebnisreiche Tage, in denen wir 418 Kilometer und 10.900 Höhenmeter auf unseren Mountainbikes zurückgelegt und insgesamt 5 Pässe über 2.000 Meter überquert haben. Die Kameradschaft war prima und die  Gruppe sehr homogen, sowohl bei den Anstiegen als auch bei den Abfahrten. So gab es nirgends lange Wartezeiten. Auch die Pannen hielten sich mit 3 Plattfüßen und einer gerissenen Kette in Grenzen und konnten immer gleich an Ort und Stelle behoben werden.

 

Ein ganz besonderes Dankeschön an unseren Guide Uwe Gottwald für die hervorragende Organisation und Führung der Tour. Er hat uns nicht nur über die Alpen gebracht, sondern gleich auch noch schönes Wetter für uns bestellt. Ebenso bedanken wir uns bei seiner Frau Sabine für die gute Betreuung mit dem DAV-Bus.

 

 

Michael Kraft