Hochtour durch die Waliser Alpen
Stefan hatte zur Tour geladen und Mittwoch den 11.08.2021 trafen wir uns an der „blauen Lagune“.
Schnell war das Gepäck verladen und wir auf dem Weg nach Randa bei Zermatt.
Außer dem obligatorischen Stopp an der Schweizer Grenze zwecks Vignette, gab es nur den zu erwähnenswerten an der Asterix Rastanlage Würenlos (QN: Asterix bei den Schweizern), um den phantastischen Spaghetti Salat von B. aus P. (QN: Randa 1.0) als Mittagessen zu verspeisen.
Wobei J. nebenbei Gabeln im Marche` organisierte um coronaconform den Wahsinnssalat zu verspeisen. Ich freu mich schon auf 3.0 bzw 4.0.
Einen gab’s dann doch noch, da die alten Schweizer Banknoten seit Frühjahr kein offizielles Zahlungsmittel mehr sind. Es hat ganz schön Zeit und Nerven gekostet eine Bank zu finden, die uns diese umtauschte, ohne dass wir ein Konto eröffnen mussten. Da sage noch einer, Schweizer Franken kann man unbegrenzt aufheben, die verlieren nicht an Wert.
Am Nachmittag kamen wir dann an unserem Hotel in Randa an und bereiteten uns mit einer gemütlichen Tour Besprechung auf die kommenden Tage vor.
Der Morgenhimmel über dem Breithorn war bombastisch. Ein strahlendes Blau umhüllte den total verschneiten Gipfel, total verschneit, sehr viel Schnee, ziemlich viel für August; Und doch, um 8.00 Uhr morgens 15 C° auf 1400m … es wird heiß. Die Tatsache von frischem Schneefall in der vorangegangen Woche, dazu die Hitze !?
Nachdem Frühstück ließen wir uns von Taxi Freddy nach Saas Fee im Saastal fahren und gönnten uns die Gondelfahrt zur Hannigalm. Um von dort wieder 200Hm abzusteigen und dann 1000Hm auf!
Unser Tagesziel, die Mischabelhütte – auf einer schmalen Felsrippe zwischen Hohbalm- und Fallgletscher gelegen – befindet sich auf 3340m ü. M. und ist damit die dritthöchst gelegene Hütte der Schweiz und gehört dem AACZ. Der steile Aufstieg ist kräftezehrend. Fast durchgehend muss man eigentlich klettern, aber oben angekommen, wird man mehr als belohnt. Der Blick in die Ferne und Tiefe ist atemberaubend, auch währenddessen!
Die Föhnlage und das Wärmegewitter um Mitternacht ließen uns eine unruhige Nacht erleben.
Langsam bekam ich Bedenken.
In der Nacht auf fast 4000m ü. M. eine Temperatur von locker 10°+… wir stecken mitten drin im Wandel !!!
Um 4.45 standen wir auf, frühstückten, und gegen 6.00 begannen wir aufzusteigen. Der Weg ging erstmal weiter wir er aufhörte. Nach 300Hm erreichten wir „kletternd“ den Hohbalmgletscher auf 3600m und bildeten unsere Seilschaften. In zwei Viererseilschaften folgten wir einer Spur die uns zum Windjoch auf 3845m führte. Trotz strahlendem Sonnenschein wagte keiner die Jacke abzulegen, das Joch machte seinem Namen alle Ehre. Noch knapp 100Hm dem überwechteten Grat folgend erreichten wir die Sitzbank des Ulrichshorn auf 3925m ü.M. gegen 10.30. Ein atemberaubender Blick in die Mischabelgruppe, zum Weißmies im Osten sowie Allalinhorn im Westen und ließ uns verweilen. Bis dahin waren wir gut in der Zeit. Aber die Tour endet erst wieder unten, und unten war in unserem Fall die Bordierhütte auf 2886m, also etwa 1100Hm tiefer.
Eine wirklich alte Spur wies mir den Weg nach unten zum Riedpass auf dem Riedgletscher. Im Prinzip wie mit Tourenführer und Karte ausgearbeitet. Aber in beachtlicher Steilheit von etwa 40‘ in mittlerweile deutlich weicher Schneeauflage. Das eine oder andere Mal versank einer meiner Beine bis zum Oberschenkel. Es wurde auch mal steiler und noch schlechter zum Gehen. Die Verhältnisse wurden immer schlechter, und auch die Fönlage machte Teilnehmern immer mehr zu schaffen, was deutlich an die körperliche Substanz ging. Inzwischen waren wir auf Höhe des Passes, aber die Spur ging geradeaus durchs Kar, statt nach rechts an den Seitenrand des Gletschers.
Jetzt erkannte man auch dass es eine Aufstiegsspur zum Nadelhorn war, was aus unserer Sicht links lag. Ich berat mich mit Stefan, und wir sagten uns bei den Verhältnissen lieber ne ausgedabbte Spur wie selber spuren.
Ich bereute es etwa 50m weiter. Bis dahin sank der Fuß fast bei jedem dritten Schritt bis zum Oberschenkel ein. Während einer kurzen Pause in der jeder zur Ruhe kam und Kraft schöpfte vernahm ich einen deutlichen Knall und vibrieren unter mir. Der Puls schoss in die Höhe wir drehten um und jeder von uns wurde so zügig wie nie zuvor. B. aus P. meinte später es hätte sich angehört wie herabfallende Eiskristalle.
Wir spurten selbst bis zum rechten Rand und setzten den Weg am Rand fort bis wir zum Bruch kamen. Dort sollte eigentlich ein Weg am rechten Rand vorbeiführen. Der war aber offensichtlich weg. Wir mussten kreuz und quer durch den offenen Gletscherbruch einen Weg suchen. Wir fanden ihn schließlich, trotz Einbrechens, und waren gegen 16.00 am Rand des Gletschers im Blockgelände.
Auf dem ersehnten Weg erreichten wir die Bordierhütte gegen 17.30. Wir waren fix und fertig aber gesund und gesegnet mit Blasen … Dinge passieren.
Der Abstieg nach Randa stand an. Schon bei der Ankunft erzählte uns die Wirtin dass der Europaweg von der Bordierhütte aus gesperrt ist.
Also dann eben den Weg direkt runter und von St.Nikolaus aus mit dem Zug zurück nach Randa.
Ich gab meinen Blasen Namen, im Geiste ging ich das Namensbuch durch das ich las als ich Papa wurde, so konnte ich mich wenigstens mit ihnen unterhalten.
Allerdings wusste ich da noch nicht das anstoßende Zehen weitaus schmerzhafter sein können.
Ich ersehnte einen ebenen Weg herbei, und bat inständig doch bitte den Fahrweg zu nehmen als er auftauchte.
Überschwänglich zog ich die Schuhe aus und bis heute und in Zukunft nie wieder an.
Katharina (Blase links hinten) bedankte sich, 1000m weiter bekam sie eine Nachbarin.
Gegen 16.30 erreichten wir alle Acht, in Begleitung weiterer acht bloadder, St. Nikolaus und genossen nach 1700Hm im Abstieg das Bier als wir auf den nächsten Zug warteten.
Die Rückfahrt mit dem Zug, die Dusche und der anschließend gesellige Abend ließen die Strapazen dann doch schnell vergessen. Die Tour ist wirklich eine Nummer. Sie ist in jeder Hinsicht anspruchsvoll von der Kondition her sowie der Wegfindung.
Wer es noch sportlicher will macht sie von St.Nikolaus aus!
Die barfüssige Rückfahrt am nächsten Tag war vollkommen problemlos. Wohlbehalten und sehr zufrieden mit uns erreichten wir Nagold gegen 17.00.