Über den Wolken – mit dem DAV Nagold auf die Wildspitze (3768m)

Die erste Hochtour des DAV Nagold in 2021 führte die Teilnehmenden auf „das Dach Tirols“ – trotz schlechter Wettervorhersage und wechselhafter Witterung wurden die Bergsteiger mit Sonnenstrahlen auf dem Gipfel belohnt.

Auch dieses Jahr machte es die Pandemielage den Tourenleitern des DAV Nagold nicht einfach ihre Touren zu planen. Umso mehr freut es die Gruppe um Tourenleiter Matthias Seeger, wenn auch in reduzierter Größe, die Hochtour im Ötztal antreten zu können – niedriger Inzidenz, steigender Impfquote und den Aufwänden der Hütte sei Dank.

Zur Akklimatisierung stand nach dem Aufstieg zur Breslauer Hütte vom Talort Vent die Besteigung des Hausberges Urkundkolm (3134m) am Ankunftstag auf dem Programm. Dieses „Übersteigen“ der Hütte fördert die Höhenanpassung und einen besseren Schlaf auf hochgelegenen Hütten. Das Bergsteigeressen wird gefolgt von einigen Hochtour-relevanten Theorieinhalten und der Durchsprache der Tour für den folgenden Tag – am besten und sichersten ist man eben unterwegs, wenn alle wissen, wie die Tour geplant ist und auf was geachtet werden muss! Entsprechende alpine Grundkenntnisse, wie Spaltenbergung, Sicherungstechnik und das Gehen mit Steigeisen und Pickel, sind Voraussetzung für derartig anspruchsvolle Touren.

Um fünf Uhr klingelt der Wecker der Gipfelstürmer des DAV Nagold – auf der Hütte ist reger Betrieb am Frühstücksbuffet. Gut gestärkt und mit gepackten Rucksäcken macht sich die Gruppe auf den Weg zum Mitterkarferner, an dem dann Steigeisen und Klettergurte angelegt werden. Die wenigen und teils sehr steilen Meter im Schnee hinauf zum Einstieg des Klettersteiges werden seilfrei gegangen – die Spaltensturz-Gefahr ist hier deutlich geringer als die Mitreiß-Gefahr. Es herrscht schon buntes Treiben am engen Einstieg, aber durch die gute Vorbereitung kann die Gruppe mit angelegter Ausrüstung und griffbereitem Material schnell in den Klettersteig einsteigen und die Passage durchsteigen. Der Ausstieg wird mit einem herrlichen Blick auf den Taschachferner belohnt, der mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages beleuchtet wird. Das Seil wird auf den Modus Gletscherseilschaft angepasst und los geht es über die weißen Weiten hinauf zum Südwestgrat der Wildspitze in herrlichem Wetter. An diesem Tag freuen sich viele Seilschaften über die guten Bedingungen, doch die Truppe des DAV Nagold schafft es, wie durch ein kleines Wunder alleine am Gipfel zu sein – den sehr steilen, ausgesetzten Engstellen am Gipfelaufstieg sei Dank. Die Aussicht ist herrlich und alle lassen ihre Blicke über das Ötztal, Pitztal und in die Ferne Richtung Schweiz und Südtirol schweifen – doch nicht lange: Aus ‚über den Wolken‘ wird ‚in den Wolken‘. Der stärker werdende sehr böige Wind treibt Wolken aus dem Tal über den Gipfel. Der Platz rund um das Gipfelkreuz füllt sich und so tritt die Gruppe den Weg zurück zur Hütte an – teilweise mit schlechter Sicht und starkem Wind, aber es bleibt trocken und so kommen die Bergsteiger wohlbehalten zum späten Mittagessen auf der Hütte an. In der gemütlichen Gaststube lässt sich das schlechter werdende Wetter und der einsetzende Regen beobachten, der dann bis in die späte Nacht anhält.

Nach einem frühen Frühstück am nächsten Morgen wird die Gruppe von einem Regenbogen in der Morgensonne an der Hütte verabschiedet und macht sich über nasse Wanderwege auf den Weg ins Tal und auf die Heimfahrt nach Nagold. Die glücklichen Teilnehmer und der Tourenleiter sammeln schon Ideen für die Touren im nächsten Jahr.