Klettersteigtour in der Schweiz

Zu zwölft machten wir uns am Donnerstagmorgen auf den Weg in die Schweiz. Ein heftiger Regenschauer verzögerte die Abfahrt, konnte aber der guten Stimmung nichts anhaben. Gegen 14 Uhr kamen wir bei der Jugendherberge in Grindelwald an und beim Aussteigen eröffnete sich uns gleich der Blick auf die Eiger-Nordwand. Da wir noch nicht einchecken konnten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg hinab nach Grindelwald und gönnten uns erst mal auf der Terrasse bei der Zahnradbahn etwas Kulinarisches mit Blick auf die umliegende Bergwelt. Gestärkt gingen wir zurück zur Unterkunft und konnten dann die zwei 6-Bett-Zimmer beziehen. Nach und nach trafen wir uns alle auf dem Balkon der Jugendherberge wieder, machten es uns bequem und waren begeistert von der tollen Aussicht direkt auf die Eiger-Nordwand, einfach eine Traumkulisse. Nach dem Abendessen ließen wir den Abend gemütlich auf dem überdachten, vom Regen geschützten Balkon ausklingen, währen Stefan bereits an Plan B für den nächsten Tag tüftelte.

Am Freitag war dann aufgrund des Wetters keine Klettersteig-Tour möglich und die Alternative war eine Wanderung über den Eiger-Trail. Zu Fuß liefen wir die ca. 1,5km nach Grindelwald und fuhren mit der Zahnradbahn hoch bis zur Station Kleine Scheidegg auf 2061m. Nach dem Aussteigen eröffnete sich uns ein atemberaubendes Bergpanorama, mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Der Weg führte uns leicht bergauf weiter zu dem Berner Dreigestirn und jetzt hatten wir einen drahtfreien, fantastischen Blick auf die Gipfel und Gletscher, die Endorphine waren nicht mehr aufzuhalten. Beschwingt und fotografierend gingen wir weiter zum Fallbodensee mit dem Info-Zentrum, wo man sich über mögliche Routen der Eiger-Besteigung und auch Unglücksfälle am Berg informieren konnte. Für müde Füße gab es dort Liegen im Wasser mit Fußsprudler, die wir nicht nötig hatten. Begleitet von Murmeltieren ging der Weg jetzt bergab unterhalb am Rotstock vorbei. Der Blick auf den Klettersteig machte uns etwas wehmütig, aber bei der Sicht auf den schweren, schneebedeckten Abstieg, war die Entscheidung von Stefan völlig nachvollziehbar. Bei inzwischen leichtem Regen führte der Weg unterhalb der Eiger-Nordwand entlang. Etliche Wasserläufe und kleine Schneefelder querten den Weg, der sonst bequem zu Laufen war. Bereits mit Regenschutz ausgestattet, gönnten wir uns noch ein Fotoshooting vor einem Wasserfall mit spritzender Gischt. Kurz danach erreichten wir für eine Einkehr das Berghaus Alpiglen, leider mit defekter Kaffeemaschine, dann muss man eben mal wieder flexibel sein. Von dort waren es nur wenige Meter bis zur Bahnstation Alpiglen und wir fuhren gemütlich zurück nach Grindelwald. Zwar kein Klettersteig, trotzdem eine schöne Tour mit super Bergpanorama.

Am Samstag stand nun der Schwarzhorn-Klettersteig auf dem Plan. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus zur Firstbahn und in 25 Minuten mit der Gondel hinauf bis zur Bergstation auf 2168m. Bei tiefhängenden Wolken und ohne Sicht, aber voller Hoffnung auf Wetterbesserung, machten wir uns auf den Weg Richtung Klettersteig. Entlang am Murmeltier Lehrpfad und  durch Wiesen, wurde  der Weg  kontinuierlich steiler und anspruchsvoller. Eine abgegangene Lawine versperrte uns schließlich den Weg und wir mussten über Geröll, Schutt und Schneefelder weiter wandern. Während Stefan und Chichi überlegten, ob und wo es weitergeht, gab es ein kurzes Wolkenloch und der Einstieg zum Steig wurde sichtbar. Weiter durch Geröll bergauf erreichten wir schließlich das Kar, etwas unterhalb vom Einstieg zum Klettersteig gelegen. Froh endlich da zu sein, rüsteten wir uns nach einer kurzen Pause für die Begehung aus. Der Klettersteig führte über Eisenbügel bis zur Scharte, anschließend über 5 senkrechte, luftige Leitern bis zum Grat. Über den seilversicherten Grat  ging es weiter bis  zum Gipfel auf 2927m. Oben angekommen hätten wir gerne das grandiose  Bergpanorama genossen, aber auch ohne Ausblick beglückwünschten wir uns für das Erreichen des   Schwarzhorn-Gipfels. Viel Zeit zur Erholung blieb nicht, da noch der lange Abstieg  bevorstand. Anfangs noch Weg mussten wir über viele Schneefelder und Geröll absteigen und waren heilfroh, als wir wieder den Wanderweg erreichten. Da die Zeit drängte, gingen wir zügig weiter und kamen kurz vor der letzten Abfahrt an der Station Schreckfeld  an. Es blieb noch Zeit für eine Zigarette und dann fuhren wir nach Grindelwald zurück. Ein schöner Klettersteig mit anspruchsvollem Hin- und Rückweg.
Das Abendessen in der Jugendherberge stand bei der Rückkehr schon bereit und hungrig  und durstig genossen wir den letzten Abend auf dem Balkon mit Blick auf den Eiger.

Am Sonntag trennte sich die Gruppe, drei von uns machten sich auf den Weg ins Ötztal und der Rest fuhr nach dem Frühstück nach Hause.

Vielen Dank an Stefan für die Organisation und Durchführung der Tour und an Chichi für seine Unterstützung und fürs Fahren. Es war wieder einmal ein Vergnügen mit euch unterwegs gewesen zu sein und ich freue mich schon auf die nächste Klettersteigtour mit euch.

Birgit Beucke