Die Haute Route als klassische Hochtour

Etappe 1. Chamonix-Champex 10.08 - 14.08.2022

Die Idee zur Haute Route hatte eigentlich der Taxifahrer der uns 2021 von Randa nach Saas Fee brachte um eine Überschreitung von über das Ulrichshorn 3925m ü. N zu machen.

Er erzählte Stefan nebenher dass seine letzte Taxifahrt nach Chamonix führte. Eine Gruppe hatte die Haute Route mit Tourenski vollbracht, und wollte von Zermatt zurück zum Start nach Chamonix.

Nach der Überschreitung, die einigen von uns viel abverlangte, kam dann die Frage auf ob die Tour nicht auch als klassische Hochtour möglich wäre. Die Idee ließ Stefan nicht mehr los und er begann zu recherchieren. Als er nachfragte ob ich führen könnte, mußte ich nicht überlegen.

So trafen wir uns am 10.08 wie immer an der Lagune und fuhren nach Chamonix.

Da alle ihre Franken schon zu Hause eintauschten, musste kein Geld über die Ladentheke einer Schweizer Bank die Seite wechseln und damit gibt es auch nichts zu verschweigen (QN: Ulrichshorn 2021).

Am frühen Nachmittag erreichten wir das berühmte Bergdorf, mittlerweile eher eine Kleinstadt, am Fuße des Mont Blanc. Mit 4810m ü. N der höchste Berg Europas

Beim Abendessen in der JuHe, in der wir auch übernachteten, bereiteten wir uns auf die bevorstehende Tour anhand der Karte und Gebietsführer vor. Dabei spielten wir verschiedene Szenarien durch, im Falle entsprechender Unwegsamkeiten wie der Bergschrund zum Beispiel.

Am Donnerstagmorgen, den 11.08, fuhren wir nach Le Tour und stellten am Parkplatz der Seilbahn die Fahrzeuge ab. Ein Taxibus brachte uns nach Champex und wir fuhren die ersten 700 Hm mit einem Sessellift auf.

Eine anspruchsvolle und schöne Bergwanderung zur Cabane d’Orny auf 2831m ü. N folgte. Wir hatten Zeit und ließen es gemütlich angehen. Das Kaiserwetter und der grandiose Blick auf die umliegende Berge des Wallis ließ uns fast vergessen dass es gut 15 Grad zu warm war.

Gegen 15.00 Uhr erreichten wir die Hütte und ließen den Tag gemütlich ausklingen.

Die nächste Etappe war klar, der Wirt hatte es uns mit sehr deutlichen Worten klar gemacht:

„Der Gipfel Petite Fourche 3512m ü. N ist verboten, der Col Superiur du Tour ist doppelt verboten. Nur der Col du Tour auf etwa 3225m ü. N ist möglich, es gibt Fixseile!!

Pünktlich um 6.00 Uhr morgens, am 12.08 starteten wir unsere Tour über den Gletscher d‘Orny und Plateau du Trient in einem großen Nordwestbogen zum Col du Tour. Gewaltige Querspalten mussten umgangen werden. Die Sorge wegen den Temperaturen von 10 Grad auf etwa 3000m ü. N ständig einzusinken war unbegründet. Es gab kein Firn oder Schnee zum einsinken, die Hitzewelle hatte alles weggeschmolzen.

Gegen Mittag erreichten wir den Gebirgspass zum Gletscher Glacier du Tour, und staunten nicht schlecht. Jetzt war klar warum Fixseile eingerichtet waren.

Wir standen vor einem etwa 30m hohen Felsabruch! Laut Beschreibung geht man kurz auf felsigem Grund und dann wieder auf Firn und Eis.

Nach ausgiebiger Rast lies Stefan mich ab, so das ich schauen konnte was zu tun war. Nach wenigen Metern erreichte ich eines der Fixseile und konnte den weiteren Verlauf sehen welcher von oben nicht einsehbar war. Ich folgte dem Seilverlauf und fixierte meines am Ende. So hatten wir ein Geländerseil eingerichtet an dem die Gruppe, einzeln gesichert mit einem Prusik abklettern konnte. Wir richteten zum weiteren Abstieg eine sogenannte Ablassschaukel ein und konnten so, durch abwechselndes ablassen, die Steilstufe zum anderen Gletscher zügig überwinden.

Schnell waren die Seilschaften wieder gebildet und ich löste Stefan im „Spuren“ ab. Nach der Tourenplanung hielt ich mich an den rechten Rand des Gletschers. Wiederum versperrten uns gewaltige Spalten hier und da den Weg, so dass auch die umgehen werden mussten. Den noch vorhandenen Schneebrücken war nicht zu trauen. Geplant war den Gletscher in einer Gletscherzunge zwischen zwei Felsrücken auf 3200m ü. N zu verlassen und dann den Übergang zum Fels anhand von Wegmarkierungen zu suchen. Durch das massive Abschmelzen jedoch gab es nur noch einen Felsrücken. Wir lösten die Seilschaften auf da wir dachten den Übergang gefunden zu haben, die Hütte war ja schon in Sicht.

Doch dann standen wir vor Felsplatten die im Abstieg zu gefährlich waren, ein Ausrutscher und derjenige wäre nicht mehr zum Stillstand gekommen.

Also Seil raus, Gurt und Steigeisen wieder anziehen und als Seilschaft zurück auf den Gletscher. Unterhalb der Hütte fanden wir dann Spuren und Wegmarkierungen und somit den Aufstieg zur Hütte.

Wir legten nur die Eisen ab und schulterten die Seile im Seilverbund. Nach kurzem Aufstieg im Fels erreichten wir die Hütte Refuge Albert auf 2704m ü. N..

Zufrieden matt läuteten wir zur Kaffeezeit den gemütlichen Teil der Tour ein, und beglückwünschten uns gegenseitig zur gelungenen Überquerung mit einem verdienten Bier.

Wie die Tage zuvor wurde es trotz deutlichem Wassermangel auf der Hütte ein geselliger heiterer Abend mit Fachgesimpel und Austausch. Wir stanken alle gleich, wie auch die anderen Gäste …

Am 13.08 traten wir nach französischem Frühstück eine schöne Bergwanderung im Schatten des Mont Blanc, zurück nach Le Tour an. Schon zur Mittagszeit waren wir bei den Fahrzeugen.

Da die JuHe erst ab 16.00 wieder zum einchecken öffnete, nahmen wir noch in Le Tour ein ausgiebiges Mittagessen ein. Die Terrassen der Restaurants am Parkplatz der Seilbahn waren zu verlockend.

Am Sonntag den 14.08 stand die Heimfahrt nach Nagold an, welche vollkommen problemlos verlief.

Somit ist die erste Etappe der Haute Route ( Chamonix de Mont Blanc - Zermatt ), Chamonix - Champex vollbracht. Auf die weiteren Etappen dürfen wir gespannt sein und uns freuen. Aus organisatorischen und logistischen Gründen behalten wir uns vor, sie auch andersherum zu gehen.

Zum Schluss muss noch gesagt sein, dass wir uns im und als Verein Gedanken machen müssen wie, ob und vor allem wann und welche Hochtouren wir durchführen. Die aktuellen klimatischen Verhältnisse stellen keine Ausnahme dar. Zusammen mit eigenen Erfahrungen, speziell der letzten 6 Jahre, stellen sie eher die Aussicht und Zukunft vor. Der Gletscherstand den unsere Karte darstellte sowie die Karte selbst sind von 2017, macht rechnerisch ein Gletscherschwund am Col du Tour von 10 -15m in 5 Jahren.

Tourenbeschreibungen in der Fachliteratur sind in Zukunft, je nach Erscheinungsdatum, lediglich als wegweisend anzusehen. Das kalkulierbare Risiko, welches wir eingehen, wird deutlich größer.

Danke Stefan und an die Teilnehmer

Chichi